Legg Mason: US-Präsidentschaftswahlen: „Es ist zu früh, um wirklich konkrete Schlüsse zu ziehen“

„Keine Frage, das US-Wahlergebnis war eine Überraschung für die Märkte. Wir glauben jedoch, es ist zu früh, um wirklich konkrete Schlüsse ziehen zu können. Für uns ist das erst möglich, wenn detaillierte politische Vorschläge auf dem Tisch liegen. Auf Kampagnen-Rhetorik kann man sich kaum verlassen“, bringt es Hersh Cohen, CO-CIO bei der 100-prozentigen Legg Mason -Tochtergesellschaft Clearbridge auf den Punkt. Denn er und sein CO-CIO Scott Glasser sind überzeugt, dass es für die US-Wirtschaft unter Präsident Trump in Kombination mit einem von den Republikanern geführten Kongress sowohl positive als auch negative Auswirkungen geben wird.

„Zu den positiven Auswirkungen zählen aller Voraussicht nach eine Steuerreform, mehr Regulation und die versprochenen Infrastrukturinvestitionen“, sagt Glasser. „Wir sind schon seit langem für eine Steuerreform und glauben, dass eine Restrukturierung der Abgabenordnung für Unternehmen und Privatleute – nebst effizienteren Vehikeln ausländische Barmittel zurückzuführen – sowohl für die Wirtschaft als auch für den Konsum positiv wäre.“ Zudem gehen beide Experten davon aus, dass ein weniger stringentes regulatorisches Umfeld sowie eine „freundlichere“ Aufsicht für Konsolidierungen – vor allem in Form von Fusionen und Übernahmen – die Marktbewertungen stützen würden.

„Letztendlich würden die USA auch von einer stärkeren Fiskalpolitik profitieren, mit deren Hilfe die Infrastruktur wieder aufgebaut werden könnte“, fügt Cohen hinzu. Alle diese Maßnahmen wären marktfreundlich und würden das amerikanische Wachstum stimulieren.

Es sei jedoch nicht alles positiv. Sorgen machten sich Cohen und Glasser über den Handel, die Geldpolitik und die Richtung, in die sich die Zinsen entwickeln könnten. „Unsere größte Sorge leitet sich aus den Kommentaren zum Handel ab und den Auswirkungen auf bestehende Vereinbarungen und Abkommen bei möglichen Modifizierungen“, sagt Cohen. Aus Sicht der Clearbridge-Experten wären Einschränkungen im Handel und jeder Versuch, die USA vor internationalem Handel zu schützen, äußerst negativ. „Ein Protektionismus dieser Art weckt Erinnerungen an die Dreißigerjahre, als Handelszölle zu Gegenmaßnahmen führten und letztendlich für eine Depression sorgten“, ergänzt Glasser. Beide glauben nicht, dass es auch dieses Mal zu diesen Extremen kommen wird. Dennoch könnte ein geringerer Handel die möglichen positiven Effekte der Trump-Regierung aufheben.

Zudem seien Geldpolitik und Zinsen kritische Variablen – sowohl für die Märkte als auch für die Wirtschaft im Allgemeinen. Die Trump-Politik, über die bisher gesprochen wurde, würde zwar das Wachstum stimulieren, hätte aber gleichzeitig auch das Potenzial, den inflationären Druck zurück auf sein historisches Niveau zu drücken, was wiederum den Zinsdruck nach oben treiben würde. Langfristig, sind sich beide Experten einig, wäre dies mit Blick auf Sparer, Pensionen und auch für den Konsum eine positive Entwicklung.

Dennoch reagiere der US-Markt sehr sensibel auf Zinsänderungen. Und immerhin waren die Zinsen nun für mehr als sieben Jahre unverhältnismäßig niedrig. „Eine höhere Zinsvolatilität würde vermutlich zu kurzfristigen Markstörungen führen“, fasst Cohen die Sorgen zusammen.

Insgesamt hatten Glasser und Cohen die letzten Eineinhalbjahre nur moderate Erwartungen für Aktien – vor allem aufgrund des stumpfen Wachstums und den erhöhten Bewertungen. Nun glauben sie, dass ein diversifizierter Ansatz über die Portfolios, der sich auf Unternehmen mit aktionärsfreundlichen Kapitalzuweisungen konzentriert, ein umsichtiger Kurs auf dem Weg in den neuen Präsidentschaftszyklus ist.