Legg Mason: Nach Brexit jetzt Frexit?

Fällt auch Frankreichs EU-Mitgliedschaft der Präsidentschaftspolitik zum Opfer oder ist es nur ein Versuch das Wasser für Großbritannien zu trüben? Unterdessen steigen die Herstellerpreise in China und die Einzelhandelsverkäufe in den USA. Ein Ausblick von Legg Mason .

Europäische Union: Droht nun ein Frexit?Gerade jetzt, wo sich die Haltung der EU gegenüber dem Austritt der Briten verhärtet, könnten die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich den Ton der Verhandlungen noch einmal deutlich verschärfen. Nach aktuellem Stand gibt es zwölf gemeldete Kandidaten für die erste Wahlrunde am 23. April 2017, darunter auch der amtierende Präsident François Hollande und sein früherer Finanzminister Emmanuel Macron.

Es ist jedoch die unweigerlich aufmerksamkeitsstarke erste Vorwahl der beiden führenden republikanischen und sozialistischen Parteien Ende November und Anfang Januar, die für ein Aufkeimen einer Anti-EU-Stimmung sorgen könnten. Denn die Kandidaten beider Parteien werden versuchen, Unterstützung von der hart rechten, gegen die EU ausgerichteten Nationalen Front zu ergattern – oder zumindest eine Vorherrschaft dieser Partei zu vermeiden. Die Unzufriedenheit mit der EU ist in Frankreich höher, als in allen anderen Mitgliedsstaaten – außer vielleicht in Griechenland. Deshalb wird die Diskussion eines Verbleibs der Franzosen in der EU bis weit nach der Stichwahl am 7.

Mai im Mittelpunkt stehen, von der viele glauben, dass, egal welcher Kandidat der großen Parteien die Nase vorn hat, er immer gegen Le Penn und ihre Nationale Front kämpfen wird. Die Debatten könnten sowohl die Diskussionen um eine komplette Auflösung der EU stärken, als auch der britischen Diskussion um die Rolle des Parlaments bei der Entscheidung zur Erklärung des Brexit einen neuen Anstrich geben.

China: Comeback der Herstellerpreise! Zum ersten Mal seit Januar 2012 sind die Preise für Waren frei Werk im September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wenig, aber deutlich um 0,1 Prozent gestiegen. Das sind für viele Bereiche gute Nachrichten. Zunächst ist es ein Indiz dafür, dass die Nachfrage außerhalb Chinas ihre Talsohle durchschritten hat – oder zumindest dafür, dass ein Ende der jahrelangen Rezession in Sicht ist. Darüber hinaus ist es ein Zeichen dafür, dass Chinas auf Binnenkonsum orientierte Wachstumspolitik sich nun sowohl im Industriesektor als auch am Immobilienmarkt zeigt.

Und zu guter Letzt könnte es als Signal für ein Ende dessen gewertet werden, was viele als Exportdeflation bezeichnet haben und weshalb es für die Zentralbanken anderer Länder so schwierig war, ihre Wachstumsziele mittels Geldpolitik zu erreichen. Gleichzeitig darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass die chinesischen Exporte im September völlig unerwartet um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gefallen sind und damit die positiven Effekte der steigenden Herstellerpreise dämpfen.

USA: Verbraucherpreise und die Fed. In den vergangenen Monaten wurden die meisten wirtschaftlichen Nachrichten immer nur vor einem Hintergrund betrachtet: Wann wird die Fed die Zinsen weiter anheben? Und auch die Verbraucher- und Einkaufspreise vom Freitag waren da keine Ausnahme. Obwohl sie hinter dem Fed-Ziel für die Gesamtinflation zurückblieben, waren die Zahlen mit einem Anstieg von 0,6 Prozent im September im Vergleich zum August dennoch solide und sind damit seit drei Monaten nach einem revidierten Rückgang von 0,2 Prozent im August im Vergleich zum Juli am stärksten gestiegen.

Klammert man die Preisentwicklungen der Bereiche Lebensmittel und Energie aus, dann stieg der Preisindex in der Kernrate des Verbraucherpreisindizes im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,5 Prozent, was den stärksten Anstieg seit November 2014 markiert.

Für Fed-Beobachter ist das eine Bestätigung für den zunehmenden Konsens – richtig oder falsch –, dass die Fed auf ihrem nächsten Treffen am 1. und 2. November die Zinsen nicht anhebt und stattdessen erst am 13. und 14 Dezember einen entsprechenden Entschluss fasst. Aktuell stehen die Chancen nach den sich immer wieder verändernden künftigen US-Leitzinsprognosen bei unter 20 Prozent für eine Anhebung im November, dafür aber bei knapp 70 Prozent für einen Zinsschritt im Dezember.