European High Yield auf Erfolgskurs

Sjors Haverkamp - Head of European High Yield beantwortet fünf Fragen zur Anlageklasse Hochzinsanleihen

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Sjors Haverkamp

Europäische Hochzinsanleihen (European High Yield, HY) haben in diesem Jahr bislang recht gut abgeschnitten. In den ersten sechs Monaten warf die Assetklasse1 eine Gesamtrendite von 4 % ab. Auch künftig dürfte European High Yield eine attraktive Anlageform darstellen. Sofern nicht unerwartete Ereignisse einen Strich durch die Rechnung machen, erwarten wir in den kommenden zwölf Monaten eine Gesamtrendite von 4,4 % für diese Assetklasse und 6 % für unseren NN (L) European High Yield Fonds.

Das makroökonomische Umfeld sowie die Kreditrahmendaten begünstigen European HY. Nicht zuletzt sind auch die markttechnischen Daten positiv. Die Rendite von 4,1 % ist im Vergleich zu anderen FI-Assetklassen, vor allem europäischen Staats- oder Unternehmensanleihen (Investment Grade), attraktiv.

Wir haben Sjors Haverkamp, Head of European High Yield bei NN Investment Partners, fünf Fragen zu seiner Strategie gestellt.

Wie wird sich der Brexit Ihrer Meinung nach auf European HY auswirken? Wie schätzen Sie die künftigen Perspektiven dieser Assetklasse ein?

Die Wachstumsprognosen für die EU werden wohl etwas nach unten korrigiert werden müssen, doch aus fundamentaler Sicht dürfte der Brexit wenig Einfluss auf die Weltwirtschaft haben. Natürlich ist der Verfall des britischen Pfunds für Unternehmen mit Einkünften in GBP und Kosten in anderen Währungen negativ. Auch die Zuversicht bei Wirtschaft und Verbrauchern in Großbritannien wird leiden.

Doch im Gegensatz zu vielen Marktteilnehmern, die in London leben und arbeiten, glauben wir nicht, dass der Brexit die positive Dynamik an den globalen Anleihemärkten zum Erliegen bringen wird. Dazu ist Großbritannien einfach nicht bedeutend genug. Wir erwarten keine wesentliche Zunahme der Kreditverluste infolge des Brexit.

Die jüngsten Arbeitsmarktzahlen aus den USA illustrieren die Stabilität der US-Wirtschaft. Andererseits besteht vor diesem Hintergrund ein Risiko steigender Zinserhöhungserwartungen. Wir sind aber auch der Meinung, dass eine Anhebung der Zinssätze ein Zeichen für die Stärke der US-Wirtschaft wäre und den Hochzinsmarkt nicht belasten würde.

Was die Bewertungen betrifft, sehen wir sowohl europäische als auch US-Hochzinsanleihen weiterhin positiv. Die Bewertungen sind nicht extrem, weder historisch noch gegenüber anderen Assetklassen, wie etwa Staatsanleihen und Investment-Grade-Anleihen, und die HY Spreads heben sich im Vergleich positiv ab.

Abbildung 1: Spread könnte sich weiter verengen

Bondspreads

Die Jagd nach Rendite ist das beherrschende Thema an den Bondmärkten. Können europäische Hochzinsanleihen überdurchschnittlich von diesem Trend profitieren?

Solange es nicht zu einer deutlichen Bonitätsverschlechterung kommt und Makrodaten sowie Bewertungen robust bleiben, sind wir optimistisch was High Yield als Anlageform betrifft. Ein weiterer positiver Faktor sind zunächst auch die markttechnischen Daten. Die Jagd nach guten Renditen geht weiter, sowohl in Europa als auch den USA. Da sich die Neuemissionstätigkeit aufgrund von Blackout-Perioden und wegen der Sommerferien voraussichtlich in Grenzen halten wird, dürfte das markttechnische Bild sehr positiv für HY-Anleihen bleiben.

Weitere Positivfaktoren sind die hohe Liquidität der Investoren, konservative Marktpositionierungen (wie sich an der bisherigen Underperformance der meisten aktiven Manager in diesem Jahr zeigt), Nullbestände bei Investmentbanken und der Mangel an Angeboten in jüngster Zeit.

In Europa kommt die quantitative Lockerung durch die EZB als Plusfaktor hinzu, sowohl was ihren Umfang als auch die dafür infrage kommenden Anleihen betrifft. Der Einbezug von Unternehmensanleihen in das Programm hat sich positiv auf das Marktumfeld ausgewirkt und zu einem weiteren Rückgang der Renditeniveaus geführt. Niedrige bzw. nicht existente Renditen auf IG-Unternehmensanleihen und Staatsanleihen zwingen Anleger, sich in den weniger bonitätsstarken Segmenten zu engagieren.